Projektinformationen

  • StandortGau-Algesheim
  • AuftraggeberBischöfliches Ordinariat Mainz
  • EntwurfNiederwöhrmeier + Wiese Architekten
  • Größeca. 2.000 m² BGF
  • Kosten4,6 Mio. EUR netto, Kgr. 300 + 400
  • BearbeiterFast + Epp Deutschland

Nur wenige Kilometer vom Rhein entfernt liegt die Verbandsgemeinde Gau-Algesheim. Hier hat das Bistum Mainz für die katholische Kirchengemeinde ein neues Familienzentrum errichten lassen. Namenspatron ist der hl. Nikolaus von Myra. Das Projekt hat verschiedene öffentliche Fördermittel erhalten.

Der kompakte zweigeschossige Neubau vereint in getrennten Bereichen zwei Funktionen unter einem Dach. Das Pfarrheim mit Gemeindesaal, Proben- und Lagerräumen dient der Pfarrei als Versammlungs- und Veranstaltungsort. Für den Kindergarten der Gemeinde sind Gruppen-, Personal- und Nebenräume entstanden. Wichtige Gemeinschaftsfunktionen haben in einem gemeinsamen Quertrakt zusammengefunden.

Fast + Epp war mit der Fachplanung Tragwerk gemäß HOAI beauftragt. Als Besondere Leistungen sind der konstruktive Brandschutz und statische Nachweise an nicht zum Tragwerk gehörenden Konstruktionen (Fassadenstatik) erwähnenswert. Beratungsleistungen aus dem Bereich der Bauphysik wurden zur Bauakustik, zur Raumakustik und zum Wärmeschutz erbracht. Thermische Gebäudesimulationen mit eingeschlossen.

Beim Tragwerk haben die Ingenieure von Fast + Epp das Prinzip der Vereinfachung angewandt. Lignotend®-Deckenelemente spannen über die Gruppenräume und ruhen auf Innen- wie auf Außenwänden. Die Innenwände bestehen aus Brettsperrholz-Elementen mit beidseitiger Sichtoberfläche. Die Außenwände sind als gedämmte Holzrahmenbaukonstruktion erstellt.

Große Fensterflächen fördern Sichtbeziehungen zu den Außenflächen mit ihrem wertvollen Baumbestand. Zur Maximierung der Fläche haben deckengleich ausgeführte, aus den Innenwänden ausgeschnittene, Randunterzüge beigetragen. Sie sind so optimiert, dass ein gemeinsamer Horizont entlang des Flures ablesbar ist. Die Unterzüge werden von filigranen, sichtbaren Holzstützen getragen.

Auch am Übergang von den Gruppenräumen zum Außengelände war Durchlässigkeit das oberste Gebot. So ist von der oberen Deckenscheibe ein stützenfreier Laubengang als Fluchtbalkon abgehängt. Aus Gründen der Dauerhaftigkeit ist er als leichte Stahlkonstruktion mit Gitterrosten ausgeführt.

Ein besonderes Augenmerk haben die Tragwerksplaner von Fast + Epp auch auf die Konstruktion im Eingangsbereich gelegt. Denn an dieser Stelle sind die Zugänge von Gemeindebereich und Kita zusammengefasst.

Ein auf schlanken Stützen gelagerter Trägerrost agiert mit einer aufgelegten Brettsperrholz-Platte im statischen Verbund. So wirkt er trotz hoher Auflast aus der Loggia filigran und leicht. Alle biegesteifen Verbindungen sind verdeckt hergestellt.

Mit dem Gemeindesaal hat ein weiterer prominenter Bereich des Gebäudes nach einer konstruktiven Lösung verlangt. Die weitgespannte Rippendecke über dem zwei Geschosse hohen Saal besticht durch schlanke Brettschichtholz-Träger. Dazwischen ist alternierend eine Akustikplatte abgehängt. So entsteht eine reizvolle Oberflächentextur mit ausgeprägtem Reliefcharakter. In den Zwischenräumen sind technische Funktionen verdeckt in das Tragwerk integriert.

In Gebiet der Bauphysik hat das Bauvorhaben überdurchschnittlich hohe akustische Anforderungen gestellt. Im Familienzentrum finden sich nämlich Übungsräume verschiedener kirchlicher Musikgruppen. Dabei mussten die Belange des Schallschutzes mit denen der Tragwerksplanung in Einklang gebracht werden.

Bildnachweis: Niederwöhrmeier + Wiese / Lennart Wiedemuth